12.02.2018: Vorsorge-Mix ist das Gebot der Stunde

Laut einer Mercer-Studie, die internationale Pensionssysteme vergleicht, hinkt Österreich hinterher. Gründe dafür sind fehlende Rücklagen für die Zukunft, die geringe Zahl von älteren Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt sowie ein signifikanter demografischer Wandel.

Im Vergleich der Altersvorsorgesysteme in 30 ausgesuchten Ländern liegt Österreich auf dem 21. Platz. Spitzenreiter bleibt Dänemark, gefolgt von den Niederlanden und Australien. Die Schlusslichter des Rankings sind Indien, Japan und Argentinien.

Das ist das Ergebnis des sogenannten „Melbourne Mercer Global Pension Index 2017“ (MMGPI), der vom Beratungsunternehmen Mercer bereits zum neunten Mal erstellt wurde.

Die Studie untersucht und bewertet jährlich die Altersversorgung verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit. Dabei wurden neben den staatlichen Pensionssystemen und der betrieblichen Altersversorgung auch private Geldanlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt.

Das österreichische Rentensystem hat sich im Mercer-Vergleich zum Vorjahr nur gering verbessert. Nach Platz 18 im vergangenen Jahr reicht es trotzdem diesmal nur für Rang 21, denn die drei Neulinge im Ranking - Kolumbien, Neuseeland und Norwegen - konnten sich auf Anhieb allesamt vor Österreich platzieren.

Sorgenkind Nachhaltigkeit

Sorgenkind bleibt laut Autoren in Österreich weiter der Bereich Nachhaltigkeit. Zwar konnte sich das österreichische Rentensystem in diesem Bereich dank erstmaliger Berücksichtigung des realen Wirtschaftswachstums leicht verbessern. Die erzielten Index-Punkte reichten in diesem Bereich allerdings wie 2016 nur für den vorletzten Platz vor Italien.

Insbesondere bei der Finanzierung des Rentensystems gebe es einen unverändert großen Verbesserungsbedarf: Dem österreichischen System fehle es im Gegensatz zu Modellen in anderen Ländern, wie etwa in Schweden, an einer automatischen Anpassung an demografische Entwicklungen - ein Mittel, um für eine größere generationenübergreifende Gerechtigkeit zu sorgen.

Forderung der Experten

Was laut Experten in Zukunft kommen muss, ist eine Koppelung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung. Weiters wäre es sehr wichtig, die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer zu erhöhen. Ebenso sollte eine schnellere Erhöhung des Pensionsantrittsalters für Frauen angedacht werden.

Dazu Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer in Österreich: „Auch wenn im Wahlkampf das Thema Pension stiefmütterlich behandelt wurde, wäre es wünschenswert, dass die neue Bundesregierung den Handlungsbedarf erkennt und sich von der Meinung befreit, dass die Pensionen in Österreich ohnehin sicher sind. Betrachtet man den demografischen Wandel, darf man nicht länger die Augen verschließen und muss im Sinne der fehlenden Nachhaltigkeit des Systems endlich handeln.“

Franz Schellhorn, Direktor der Denkfabrik „Agenda Austria“, interpretiert das Ergebnis der Mercer-Studie ähnlich: „Unsere Erkenntnisse deuten auch stark darauf hin, dass in Österreich so wie in Schweden die Pensionshöhe automatisch an die aktuelle Lebenserwartung angepasst werden sollte.“

„Es war noch nie wichtiger als heute, die Rentensysteme durch notwendige Reformen zu verbessern und damit auch die finanzielle Sicherheit des Einzelnen und der Gesellschaft zu gewährleisten“, ergänzt Studienautor David Knox von Mercer, der meint, dass es sich rückblickend auf die vergangenen Jahre zeige, wie wichtig grundlegende Änderungen wie die Erhöhung des Pensionsantrittsalters, die Verbesserung der Erwerbsquote von Älteren und die Finanzierung zusätzlicher Rentenbeiträge sind.

Best Practices als Leitfaden für die Zukunft

Laut Knox sind diese Ergebnisse jedoch kein Anlass für Endzeitstimmung: „Das Hauptziel des Index ist die Bewertung der verschiedenen Rentensysteme, und zwar mit dem Ziel, voneinander zu lernen und Best Practices zu identifizieren - für jetzt und für die Zukunft. Die Studie legt offen, welche Länder nachhaltige Altersvorsorgesysteme mit angemessenen Leistungen eingeführt haben und was man aus diesen Erfolgsstorys lernen kann.“

Der vollständige Studienbericht steht auf der Mercer-Website zum kostenlosen Download zur Verfügung.


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